Wenn dein Baby gerade (oder bald) mit der Beikost anfängt, dann hast du dich wahrscheinlich schon über dieses Thema informiert und den ein oder anderen Beitrag gelesen. Vielleicht hast du auch schon in dazu passenden Büchern geschmökert, um sich auf eine schöne und entspannte Beikost-Zeit mit dem Baby vorzubereiten. Ziel ist es, dass das Baby mit der Zeit lernt, das Familienessen zu genießen. Aber leider gibt es keinen Konsens darüber, wie dieses Ziel am besten zu erreichen ist.
Warum gibt es so viele unterschiedliche Informationen zu ein und demselben Thema?
Die Antwort lautet: Weil wissenschaftliche Erkenntnisse nicht statisch sind. Ja, die Empfehlungen ändern sich im Laufe der Zeit – je nach neuen Forschungsergebnissen und Entdeckungen, die gemacht werden.
Da neue Informationen Zeit brauchen, um sich zu verbreiten, setzen sich alte Informationen, vermischt mit Volksglauben und eigenen Erfahrungen in der Kultur fest. Diese werden immer weiter durch Ratschläge, durch nicht mehr aktuelle Empfehlungen von Fachpersonen und durch die Industrie verbreitet, die ihre Produkte weiterverkaufen will.
Die brasilianische Logopädinnen Aline Padovani ist Expertinnen in den Prozess des Essenslernens und beschäftigt sich seit Jahren mit Studien und Informationen über Kinderernährung und kindliche Entwicklung. Hier habe ich fünf der weit verbreiteten Mythen über die Einführung von Beikost zusammengestellt, die sie recherchiert und in ihrem Blog (auf portugiesisch) veröffentlicht hat:
Bitte nicht falsch verstehen: hier wird weder gesagt, dass pummelige Babys ungesund sind, noch dass es immer OK ist, wenn ein Baby dünn ist.
Aber die große Wahrheit ist: Dünn oder pummelig, das sind nicht die einzigen Merkmale, die über die Gesundheit eines Babys entscheiden. Neben dem Gewicht gibt es noch andere Aspekte, die für die Beurteilung der Gesundheit des Babys durch den Kinderarzt ebenso wichtig sind: die Geburtsdaten, sein Wachstum und seine Entwicklung. Dafür sind die U-Untersuchungen da.
Nach Angaben der WHO, hängt der Erfolg der Beikost nicht nur davon ab, was serviert wird, sondern auch davon, wie, wann, wo und von wem es serviert wird. Einige Forscher stellen die Hypothese auf, dass die Akzeptanz des Kindes umso besser wird, je aktiver sie bei dem Mahlzeiten sind. Deshalb empfiehlt es sich, Babys responsiv zu füttern.
Das Vertrauen an die Menge, die ein Kind zu essen bereit ist, ist ohne Zweifel einer der größten Paradigmenwechsel der letzten Zeit. Und es ist die Grundlage für den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu Ihrem Betreuer und zu Ihrem eigenen Körper. Bei der Einführung von Beikost sollten die Eltern dafür verantwortlich sein, was und wann sie anbieten, und auch für die Art und Weise, wie dies geschieht. Aber nur das Kind sollte für die Menge der Nahrung verantwortlich sein, die es zu sich nimmt.
Junqueira, 2017
Woher kommt die Angst davor, dass das Baby sich verschluckt? Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung des Babys: Ab dem 4. Lebensmonat beginnt das Baby zu versuchen, Gegenstände in den Mund zu nehmen. Diese Tätigkeit verbessert sich allmählich und erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem 5. und 7. Monaten.
Diese neue Fähigkeit ermöglich das Baby, durch seine Neugier und Erkundungslust, neue Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken, wie z. B. das Drehen eines Objekts und seine Übertragung zwischen den Händen.
Ab dem 6. Lebensmonat circa fangen Babys an, die motorische Voraussetzungen für eine Hüftkontrolle
zu zeigen und somit seinen Körper und Kopf in einer Mittellinie stabil zu halten.
Laut Aline Padovani ist „dies […] unerlässlich, um die Bewegung des Unterkiefers und damit die Lateralisierungsbewegungen der Zunge zu gewährleisten, die beim Kauen erforderlich sind“.
Babys, die vor den Reifezeichen mit dem Beikost anfangen, müssen also Brei essen. Alles anderes wäre gefährlich, weil sie motorisch noch nicht in der Lage sind, selbständig zu essen.
Wenn man aber die kindliche Entwicklung näher betrachtet, wird sehr offensichtlich, dass weich gekochte Nahrung in seiner ursprünglichen Form angeboten werden können, sobald die Reifezeichen vorhanden sind. Denn genau ab diesem Zeitpunkt (um den 6. Lebensmonat herum), werden die nötigen Fähigkeiten zum selbstständigen Essen intensiver und präsenter.
die Entwicklung des eigenen Kindes zu verstehen, um es bei seinen Bedürfnissen zu begleiten – wie beim Baby-led Weaning (Breifrei) der Fall ist.