Auch wenn im Beikostalter alles super geklappt hat, können Kleinkinder plötzlich aufhören, verschiedene Lebensmittel zu essen und wollen nichts mehr probieren. Wenn das passiert, kann es schnell zu Problemen in der Familie kommen. „Ich will nicht, dass mein Kind wählerisch wird“ ist ein Satz, der ich immer häufiger höre. Er endet häufig mir der Frage: „Kann man etwas dagegen tun?“
Ja, man kann etwas machen. Auch wenn es kein Zaubermittel gegen wählerisches Essverhalten gibt, gibt es verschiedene Strategien, die Babys und Kindern helfen, eine gute Beziehung zum Essen aufzubauen.
Essen ist zwar ein Grundbedürfnis, es geschieht aber nicht „von alleine“. Essenlernen gehört zur Entwicklung dazu: Es fängt reflexartig an und wird mit der Zeit zu einem komplexen Prozess, der von der neurologischen Reife, der sensomotorischen Entwicklung, den Lebensmitteln, die zur Verfügung gestellt werden und deren Darreichungsform, Familien-Überzeugungen, eigenen Erfahrungen und Gefühlen abhängig ist.
Essen wird mit der Zeit durch Beobachtung, Assoziationen und Erfahrungen gelernt.
Das bedeutet, dass Essen von verschiedenen Bereichen abhängig ist: biologisch, sozial, affektiv, kulturell und psychisch. Deswegen gibt es keine „magische Pille“ gegen wählerisches Essverhalten – denn jeder ist einzigartig!
Ja, wählerisch werden gehört auch zur Entwicklung dazu. Es gibt eine Phase ungefähr zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr, in der die Mehrheit der Kinder aufhört, neue Lebensmittel zu probieren. Viele schränken auch die Vielfalt der Lebensmittel, die sie früher akzeptiert haben, erheblich ein. Diese Phase hat sogar einen Namen. Sie heißt Neophobie und bedeutet „die Angst von Neuem“.
Die Phase ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich geprägt. Manche Familie spüren sie deutlich, während andere eher entspannter davonkommen. Die Wahrheit ist: Wir können nicht wissen, wie die Kinder in der Zukunft reagieren werden!
Es gibt aber Strategien für die Beikost-Phase, die diese Phänomene abmildern können. Hier habe ich die fünf Wichtigsten für dich zusammengefasst:
Menschen wollen über sich selbst entscheiden, und zwar schon von klein an. Daher gilt:
Egal ob du dein Baby mit Brei fütterst oder Breifrei ernährst, dem Baby Autonomie zu geben ist äußerst wichtig, um den Spaß am Essen langfristig beizubehalten.
Löffel halten, Lebensmittel selbst in die Hand nehmen und selbst in den Mund führen. Wenn du dein Baby dazu füttern möchtest, achte auf seine Signale von Lust und Unlust und lasse es selbst entscheiden, ob es weiteressen will oder eben nicht
Ab ca. dem 18. – 24. Monat fangen Kinder an, unbekannte Lebensmittel abzulehnen. Das ist der Anfang der Neophobie-Phase, die wir unseren Ur-Instinkten zu verdanken haben.
Ab diesem Alter werden Kinder mobiler und könnten leicht an giftige Stoffe gelangen. Sie fangen auch an, Lebensmittel mit anderen Augen zu betrachten und bewusst selbst Entscheidungen zu treffen. Kinder fangen an, andere Merkmale an Lebensmittel zu entdecken, wie z.B. eine dunkle Stelle an der Obstschale oder dass Äpfel gelblicher werden.
Alles was neu und unbekannt ist, auch bei Lebensmitteln, die vorher gern gegessen wurde, wird abgelehnt. Das „nein-sagen“ kommt immer häufiger im Spiel.
Nichtdestotrotz bevorzugen Kleinkinder die Speisen, die sie kennen. Deswegen ist es sehr empfehlenswert, schon ab der Beikostalter eine große Vielfalt an naturbelassenen Lebensmitteln häufig anzubieten. So haben die Kinder später eine größere Chance, sich mit möglichst vielen, verschiedenen Lebensmitteln sicher zu fühlen.
Das Anbieten bleibt weiterhin im Kleinkindalter sehr wichtig, und zwar auch, wenn Kinder diese Lebensmittel nicht mehr essen. Diese Praxis heißt „Mere Exposure Effect“ und wirkt positiv auf zukünftige Ess-Entscheidungen, wenn die Neophobie-Phase wieder vorbei ist.
Einzelne Lebensmittel punkten gegenüber Suppen, Brei-Menüs, herzhaften Muffins und Waffen, einfach aus dem Grunde, dass die Kinder von Klein an (und zwar vor der Neophobie Phase) diese nach Aussehen, Geruch, Konsistenz, Geschmack und Geräusch beim Essen unterscheiden lernen.
Das bedeutet nicht, dass Suppen, Brei-Menüs, herzhaften Muffins und Waffen „verboten“ oder „schlecht“ sind. Es bedeutet nur, dass wenn Babys häufig die Gelegenheit haben, die einzelnen Lebensmittel zu essen, werden sie sie besser kennen. Das erhöht die Chancen in Zukunft diese Lebensmittel (auch als Zutat) zu erkennen und sie weiter zu essen.
Manchmal kann echt nervig sein, wenn Babys sich (und den Boden, die Wand…) ständig bekleckern. Vielleicht essen sie sehr langsam oder gefühlt nur Minimengen? Dann erscheint es oftmals viel einfacher, ein paar Löffelchen in den Mund des Babys zu stecken – geht schneller und alles bleibt sauber.
Fakt ist: Wenn Babys selbst essen, gewöhnen sie sich an die Vielfalt an Lebensmittel-Konsistenzen, üben wichtige, motorische Fähigkeiten, handeln nach ihrem eigenen Instinkt und hören auf zu essen, wenn sie keine Lust mehr dazu haben. Je mehr Möglichkeiten ein Kind zum Üben ohne Störungen (wie das Saubermachen) hat, desto besser wird es essen! Denn Übung macht bekanntlich den Meister.
Es gibt kein Beikost-Konzept, das für Alle „das Beste ist“. Für manche Familien wird es der Brei sein, für andere Breifrei, für wieder andere eine Mischung von Beidem. Für Jeden gibt es eine passende Lösung. Das Wichtigste dabei ist, Spaß dabei zu haben und das Kind gemäß seiner Entwicklung und Phase liebevoll zu begleiten.
Achte lieber auf dein Kind und auf seine Körpersprache als zu versuchen, Pläne unbedingt einzuhalten. Nur so kannst du auch eventuelle Schwierigkeiten vorzeitig erkennen.
All diese Beikost Strategien gehören zur Breifrei-Philosophie, sie können aber auch problemlos beim Füttern mit dem Löffel angewendet werden. Dafür aber muss unbedingt responsiv gefüttert werden!! Responsiv bedeutet, auf die Signale des Kindes zu achten. Nur füttern, wenn das Kind bereit zum Essen ist und wenn es klare Signale gibt, dass es essen möchte.
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Weitere Informationen über Beikost, Strategien gegen wählerisches Essverhalten und Tipps, um eine gute Beziehung zum Essen zu pflegen, von Klein an, findest du auf meinem Instagram-Account @kinerernaerung-mit-freude sowie Facebook-Account.
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