„Mein Kind bleibt beim Essen einfach nicht sitzen! Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.“ ist einer der häufigsten Sätzen, die ich von Eltern von Kleinkindern höre. Die Hoffnung auf eine magische Antwort ist groß.
Um das herauszufinden, müssen wir zuerst den Grund für das ständige Aufstehen finden. Deswegen zeige ich dir in diesen Artikel:
Fangen wir so an: Der Aspekt einer Lebensmittel ist viel mehr als nur sein Aussehen. Ein Lebensmittel kann somit gut aussehen und gleichzeitig so intensiv riechen, dass wir es nicht im Mund nehmen möchten. Oder andersrum: Verführerisch riechen und gleichzeitig so komisch aussehen, dass wir damit einfach nichts anfangen können.
Sensorischen Informationen gehören einfach zum Essen dazu.
Wenn ein oder mehrere Lebensmittel fürs Kind komisch erscheint, werden sie einfach nicht am Tisch bleiben wollen. Zumindest für eine längere Zeit nicht.
Babys und Kleinkinder können schnell so reagieren:
Wenn Kinder schon sprechen können, wahrscheinlich:
Oft bekommt ein Kind einen plötzlichen Schreianfall, wenn ein Lebensmittel ein anderes Lebensmittel auf dem Teller berührt. Was wir als „übertriebenes“ Verhalten ansehen, kann einfach eine sensorische Ursache haben.
Solche Wutausbrüche ist nichts anders als eine Reaktion der Alarmbereitschaft des Körpers.
Wenn das zentrale Nervensystem einen Reiz als „unsicher“ interpretiert, zeigt das Kind eine plötzliche „emotionale Unordnung“, die übertrieben erscheint. Das kommt daher, dass Kleinkinder sich nicht selbst regulieren können und uns dafür brauchen. Wir sollen Ruhe bewahren und zeigen, dass es alles in Ordnung ist.
Es ist sehr wichtig zu wissen, dass Wutanfälle weder Trotz, Sturheit, Unhöflichkeit noch ein Versuch der Manipulation ist, um zu bekommen, was es will.
In Wirklichkeit ist es nur eine Reaktion auf die sensorische Verarbeitung, die sich noch in der Entwicklung befindet.
Das Ambient kann auch stark auf das Verhalten des Kindes auswirken. Die Fragen, die ihr euch hier stellen sollen, sind:
Wenn der Fokus der Erwachsenen (Eltern, Großeltern oder Erzieher) während der Mahlzeiten sehr stark auf dem Kind liegt, dann sind Essprobleme vorprogrammiert. Druck, Überzeugungsversuche, Verbote, Bestrafungen und Belohnungen erzeugen negative Gefühle. Kein Mensch geht gerne hin, wo er sich schlecht fühlt.
Wenn die Eltern oder Großeltern die ganze Zeit die Ernährung des Kindes kommentieren, versuchen die Kinder stehts zu überreden, nutzen Bestrafung, Belohnung, handeln mit Nachtisch, zeigen deutlich ihrer Enttäuschung, fordern die Kinder auf, mehr zu essen oder machen sich als Opfer, damit das Kind isst, dann sind Essprobleme vorprogrammiert.
Junqueira
Der erste Schritt zur angenehmerer Familienmahlzeiten besteht darin, über andere Dinge zu sprechen. Über lustige Dinge, Ereignisse aus dem Tag, mögliche Ausflüge, Urlaub. Egal was. Bloß nicht die Essverhalten des Kindes kommentieren.
Weitere Informationen findest du in diesen Blogartikel.
Wie die Mahlzeiten über den Tag verteilt sind, hat auch einen Einfluss, ob ein Kind am Tisch sitzen bleibt oder nicht. Es gibt hier einige Punkte, die wichtig sind:
Manchmal sind Eltern so besorgt, dass das Kind nichts isst, dass sie einfach glücklich sind, wenn das Kind „einfach isst“.
Es wird dann den ganzen Tag lang dem Kind etwas zum Essen angeboten. Ein kleiner Snack im Kinderwagen, ein Brotbox am Spielplatz, eine Banane für den Weg nach Hause, eine Brezel für den Sportunterricht, etwas zum Kauen beim Einkaufen, ein Jogurt zwischendurch.
All das allein ist überhaupt kein Problem.
Es kann aber wohl zum Problem werden, wenn die Snacks mit dem Hautmahlzeiten konkurrieren. Sind die Kinder zu den Hauptmahlzeiten nicht hungrig, werden sie nicht sitzen bleiben und auch nicht essen. Ein Teufelskreis fängt an.
Nochmal: Es ist nichts Falsches daran, Snacks auf dem Spielplatz mitzunehmen oder etwas zu essen zwischendurch anzubieten. Die Zwischenmahlzeiten und die Hauptmahlzeiten aber sollen mit dem Hungergefühl des Kindes harmonieren.
Es ist wichtig, eine Pause ohne Essangebot zu haben, um das Hungergefühl des Kindes zu erkennen. Dafür gibt es keine Formel, jedes Kind ist anders.
Normalerweise erwartet der Erwachsene, dass die Kinder mehr essen, als sie essen können. Die Menge an Essen also, die wir auf dem Teller tun, kann häufig zu Irreführung sorgen.
Zwei Beispiele:
Ein großer Teil unser Stress kommt einfach aus der Tatsache, dass unsere Zeit heutzutage knapp bemessen ist. Termine, Schule, Kindergarten, Arbeit. Wir müssen „funktionieren“. Uns bleiben wenig Zeit und oft auch wenig Geduld, um die innere Zeit des Kindes zu verstehen.
Während manche Kinder sehr energisch sind, kaum was essen und gleich wieder spielen wollen, wollen andere alles mit den Händen greifen und Erbse für Erbse essen.
Hau ein Kind ab oder isst es extrem langsam, während das Baby weint, die Waschmaschine piept, jemand an der Tür klingt und die Uhr sagt, dass du deinen Arzttermin verpassen wirst, dann ist es wirklich Zeit, alles zu stoppen. Setze dich mit dem Baby auf den Schoß und warte, bis du dich wieder beruhigt hast.
Das Elternleben ist definitiv nicht einfach. Das passiert aber jedem mal. Hab auch selbst Erfahrung damit. Und weißt du was? Das ist ok. Es ist nicht die Aufgabe der Mutter oder Vater, ein perfekter Tag zu schaffen. Oftmals geht wirklich alles schief. Und das ist in Ordnung. An anderen Tagen wird sicherlich alles besser laufen.
Das ist vielleicht ein Zeichen, dass wir etwas langsamer herangehen sollen.
Die Zeit des Kindes zu verstehen und es zu akzeptieren kann helfen, Strategien für den Alltag zu entwickeln. Strategien für Momente, wo wir wenig Zeit zum Essen haben (wie häufig beim Frühstück der Fall ist), und auch wenn wir sehr lang sitzen bleiben (wie in Restaurants oder auf Familientreffen).
Meine Tipps für dich:
Jetzt einen Punk, der ebenfalls wichtig ist: das Essen selbst. Früher glaubte man, dass Babys und Kleinkinder ungewürztes Essen essen müssen, weil sie den Geschmack von Lebensmitteln viel intensiver empfinden als wir Erwachsenen. Darüber habe ich einen ganzen Artikel geschrieben, den du hier lesen kannst.
Ich wiederhole mich nochmal: jeder Mensch ist anders. Manche Menschen, sowohl Kinder als auch Erwachsene, bevorzugen Lebensmittel in natura. Andere dagegen brauchen intensivere Geschmackserlebnisse, um mehr auf dem Geschmack zu kommen.
Hab also keine Angst, den Geschmack des Essens mit Krauter, Gewürze, Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer, Olivenöl oder Speck (Speck nicht für Babys) zu verstärken. Das kann der Schlüssel dazu sein, dass dein Kind am Tisch bleibt und mit mehr Freude isst.
der dem Kind hilft, sich mehr auf das Essen zu konzentrieren, ist die eigene intrinsische Motivation. Es muss Freude empfinden, um selbst Teil dieser Mahlzeit sein zu wollen.
Die Aufgabe der Erwachsenen war es noch nie, ein Kind zum Essen zu bringen, damit es stark und gesund aufwächst. Die Aufgabe des Erwachsenen ist es, dem Kind zu helfen, sich selbst zu einer gesunden Ernährung zu motivieren.